Hannoversche Moorgeest
Moore sind Ökosysteme, in denen der Boden permanent durch Niederschläge, Zufluss von Grundwasser, Oberflächen- oder Quellwasser wassergesättigt ist. Abgestorbenes organisches, Material kann aufgrund von Sauerstoffmangel daher nicht, oder nur unvollständig abgebaut werden. Die Produktion organischer Substanz verläuft folglich schneller als deren Abbau. Auf diese Weise entsteht Torf, der mit der Zeit an Mächtigkeit zunimmt und die Grundlage der Moore bildet. Je nach Ausprägung des Moores entwickeln sich hier sehr unterschiedliche, teilweise hoch spezialisierte Pflanzengesellschaften und Tiergemeinschaften.
Niedersachsen hat innerhalb Deutschlands den größten Flächenanteil an Hochmooren. Sie haben jedoch fast alle durch Entwässerung, Abtorfung und Kultivierung ihren ursprünglichen Charakter verloren. Das Land Niedersachsen trägt daher eine besondere Verantwortung für den Erhalt der letzten weitestgehend naturnahen Hochmoore in Deutschland und Europa!
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Handtorfstiche im Helstorfer Moor - (Foto: (c) Ulrich Kulle) |
Die vier Hochmoore in der „Hannoverschen Moorgeest“ sind ein Naturerbe, welches in Niedersachsen einzigartig ist. Sie liegen in der Region Hannover in der Gemeinde Wedemark und den Städten Neustadt, Langenhagen und Garbsen.
Helstorfer Moor, Bissendorfer Moor, Otternhagener Moor und Schwarzes Moor gehören zu den am besten erhaltenen Hochmoorlandschaften Niedersachsens und tragen das europäische Prädikat "Natura 2000"-Gebiet. Die Moore haben das Potenzial, sich wieder zu »lebenden Hochmooren« mit wachsenden Torfmoosen zu entwickeln. Über 120 verschiedene Biotoptypen und mehr als 1400 Tier- und Pflanzenarten sind hier heimisch.
Da in den Mooren nie industrieller Torfabbau stattgefunden hat, ist der fast 7.000 Jahre alte Moorkörper in weiten Bereichen noch vollständig erhalten. Es gab lediglich bäuerliche Handtorfstiche zur Gewinnung von Brennmaterial. Aufgrund dieser Strukturen konnte sich in den Mooren eine hohe natürliche Vielfalt entwickeln.
Dennoch besteht ein großer Handlungsbedarf, weil die Moore durch langjährige Entwässerung in ihrem Wasserhaushalt gestört sind.
Im Rahmen des LIFE+ Projektes »Hannoversche Moorgeest« können jetzt - kofinanziert durch die EU - die dringend notwendigen Renaturierungsmaßnahmen zur Regeneration des Wasserhaushaltes in den vier Mooren umgesetzt werden.
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Hochmoor-Bläuling (Plebejus optilete) - (Foto: (c) Ulrich Kulle |
Der hier abgebildete Hochmoor-Bläuling ist auf das Vorhandensein von Hochmooren angewiesen. Aufgrund des Rückganges nordwestdeutscher Regenmoore ist der Hochmoor-Bläuling ebenso wie der Hochmoor-Perlmutterfalter heute vom Aussterben bedroht. Tatsächlich existieren für diese Arten nur noch Restlebensräume, die nicht nur deshalb des besonderen Schutzes bedürfen.